Die Kehrtwende in der Sorgearbeit lässt auf sich warten

Frauengespräche Gruppenf

11.03.2024

Darüber herrschte bei den Teilnehmerinnen an der Podiumsdiskussion am Weltfrauentag, 8. März 2024 im Brunecker Ragenhaus Einigkeit. Trotzdem kamen hoffungsvolle Ansätze und wertvolle Impulse für eine gerechte Aufteilung der Carearbeit zur Sprache.

Die bereits zur Tradition gewordenen Frauengespräche, diesmal mit dem Titel „UMcare – Kehrtwende in der Sorgearbeit“ waren auch heuer wieder ein Gemeinschaftsprojekt von Stadtgemeinde, Stadtbibliothek, NOBIS und Club Soroptimist Pustertal, das, wie gewohnt, auf großes Interesse stieß.
Einführende Worte sprachen die Stadträtin Ursula Steinkasserer Goldwurm, Loredana Laghi vom Club Soroptimist Pustertal, Bürgermeister Roland Griessmair und Vizebürgermeister Antonio Bovenzi. Im anschließenden Impulsreferat der Autorin Almut Schnerring und des Autors Sascha Verlan aus Bonn, beide große Verfechter des Equal Care, wurde das Publikum aufgefordert, endlich ins Handeln zu kommen und die Carearbeit nicht weiter personenbezogen zu sehen.

In der Podiumsdiskussion, moderiert von Judith Steinmair, wurden die verschiedenen Aspekte der Carearbeit beleuchtet. So sprach beispielsweise Oreda Naka, Verantwortliche des Patronats INAS SGB Cisl über den ständig steigenden Bedarf an Menschen im Pflegebereich, sowohl in bezahlter, oder vielmehr unterbezahlter, als auch nicht bezahlter Form. Um die Gleichberechtigung in der Sorgearbeit voranzutreiben, müssen wir uns in erster Linie vom klassischen Rollenbild der Übermutter verabschieden, die alles stemmt, auch wenn es noch so unfassbar anstrengend ist, so die Wissenschaftlerin Barbara Plagg. Die „UMcare“ beginnt im Kinderzimmer, wir können sie unseren Kindern vorleben, davon ist auch die in Vollzeit arbeitende Geologin und Mutter Ursula Sulzenbacher überzeugt. Ansprüche stellen, lernen, sich zurückzunehmen, delegieren, „denn Frauen machen so viel, ohne es eigentlich zu merken“, meinte Michaela Grüner, Bibliothekarin und alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Männer ernten Lob und Anerkennung, wenn sie sich um Kinder und Eltern kümmern, bei Frauen ist die Rolle der Kümmererin eine Selbstverständlichkeit. Zur Sprache kam auch die Tatsache, dass die ständige schwere und zusätzliche Sorgearbeit zu Lasten der Gesundheit der Frauen geht.

Die Männer mit ins Boot holen, einfordern, umerziehen, auch wenn es noch so anstrengend ist, ohne diesen Einsatz der Frauen wird die Kehrtwende wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Hoffnung machten die bei der Veranstaltung anwesenden Männer, zahlreicher als in vergangenen Ausgaben, denn sie haben jetzt ja Gelegenheit als Multiplikatoren zu fungieren.